Die Delegierten der 56. Verbandsratssitzung haben heute (31.05.2025) zwei Resolutionen verabschiedet:
Die erste – Vergessene Opfer der Nachkriegsverfolgungen – eine Resolution zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs,
und die zweite – 35. Jahrestag der Unterzeichnung des Deutsch-Polnischen Vertrags über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit – eine Resolution zur Wiederaufnahme der Arbeit des Deutsch-Polnischen Runden Tisches.
Warum die Annahme dieser Resolutionen für das Umfeld der deutschen Minderheit in Polen so wichtig ist, haben wir die Führungspersönlichkeiten der deutschen Minderheit gefragt.
Wir müssen in den Dialog treten
Dawid Bojarowski (Vorstandsmitglied des VdG, Woiwodschaft Pommern):
„Die Annahme der Resolution zur Wiederaufnahme des deutsch-polnischen Runden Tisches halte ich sowohl im Kontext der aktuellen politischen Lage als auch möglicher zukünftiger Entwicklungen für sehr wichtig. Trotz unterschiedlicher Ansichten müssen wir miteinander sprechen und gemeinsam Standpunkte erarbeiten, damit die Nachbarschaft zwischen Polen und Deutschland für beide Länder, aber auch für die polnische Gemeinschaft in Deutschland und die deutsche Minderheit in Polen positive Ergebnisse bringt. Die deutsch-polnischen Beziehungen waren einst gut, verschlechterten sich eine Zeit lang, doch jetzt bietet sich die Chance, wieder in den Dialog zu treten, der uns positive Früchte bringen wird.

Foto: Stefani Koprek
Die Annahme der Resolution zu den vergessenen Opfern der Nachkriegsverfolgungen erinnert uns daran, dass Krieg vor allem Leid bedeutet. Leider leiden in solchen Zeiten meist die Zivilisten, so auch in Polen nach 1945. Doch die Erinnerung an diese Menschen lebt in uns, in unseren Familien und unserem Gedächtnis weiter – und sie tut weh. Deshalb kann die Annahme dieser Resolution ein Impuls an den polnischen Staat sein, wenigstens am Anfang anzuerkennen, was in der Resolution beschrieben wird und was nach dem Zweiten Weltkrieg geschehen ist. So können wir vielleicht endlich eine Form der Entschuldigung für die Opfer der Nachkriegsverfolgungen und ihre Nachkommen erwarten, die ebenfalls von den Ereignissen vor 80 Jahren traumatisiert sind.“
Höchste Zeit
Łukasz Jastrzembski (Vorstandsmitglied des VdG, Woiwodschaft Oppeln):
„Die beiden verabschiedeten Resolutionen behandeln zwei unterschiedliche Themen, haben aber einen gemeinsamen Nenner – die deutsch-polnischen Beziehungen.
Die erste betrifft den 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs und die Tragödie, die danach durch den polnischen Staatsapparat die Deutschen oder als Deutsche betrachtete Personen in allen Regionen Polens, in denen sie damals lebten, traf. Also nicht nur in der Woiwodschaft Oppeln oder Schlesien. Sie und ihre Nachkommen haben bis heute nicht einmal das Wort ‚Entschuldigung‘ gehört. Es ist höchste Zeit, dass das geschieht!

Foto: Stefani Koprek
Die zweite Resolution betrifft den deutsch-polnischen Vertrag und die Fragen, die positiv für die Zukunft wirken sollen. Wir sind uns der schwierigen deutsch-polnischen Geschichte bewusst, aber gleichzeitig wissen wir, dass wir in einem freien Europa nebeneinander leben. Als Nachbarn müssen wir in Frieden zusammenarbeiten – und genau dafür wurde vor Jahren der deutsch-polnische Runde Tisch geschaffen. An ihm sollen wir gemeinsam Lösungen für die uns trennenden und unterschiedlichen Themen suchen. An ihm sollten wir Wege finden, wie der polnische Staat sich um die hier lebende deutsche Minderheit kümmern kann.“
Wiedergutmachung ist angebracht
Ryszard Galla (Berater des Marschalls des Sejm Szymon Hołownia für nationale und ethnische Minderheiten):
„Ich freue mich sehr, dass beide Resolutionen heute angenommen wurden, denn sie sind für das Umfeld der deutschen Minderheit in Polen äußerst wichtig.
Ich erinnere daran, dass vor 15 Jahren die Arbeit des deutsch-polnischen Runden Tisches initiiert wurde, also von Vertretern der Regierungen Polens und der Bundesrepublik Deutschland sowie der polnischen Gemeinschaft in Deutschland und der deutschen Minderheit in Polen. Das Ergebnis? Die erfolgreiche Umsetzung vieler Projekte, die bis heute andauern. Angesichts dessen, dass es jetzt Initiativen vonseiten der polnischen und deutschen Regierungen sowie der Minderheitengruppen gibt, wäre es vielleicht an der Zeit, wenn auch in anderer Form, die Arbeit wieder aufzunehmen und gemeinsame Handlungsrichtlinien festzulegen, die nach Ansicht der deutschen Minderheit in Polen und der Polonia in Deutschland effektiv umgesetzt werden könnten.

Foto: Stefani Koprek
Was die Resolution zu den vergessenen Opfern der Nachkriegsverfolgungen betrifft, so sollte sie eine Form der Wiedergutmachung für all jene Menschen deutschen Ursprungs sein, die nach dem Zweiten Weltkrieg in ihren kleinen Heimatregionen blieben, die durch Grenzverschiebungen in andere Staaten kamen. Dort wurden sie verschiedenen Repressalien, Verfolgungen und brutalen Maßnahmen ausgesetzt, die ihr Leben, ihre Psyche und ihren Lebenskomfort maßgeblich beeinträchtigten. Deshalb denke ich, dass ein einfaches Wort ‚Entschuldigung‘ und eine Wiedergutmachung für diese Menschen oder ihre Nachkommen einfach angebracht sind.“