PiS gegen die „Kaiserbrücke“

wochenblatt.pl 7 godzin temu
Zdjęcie: Most_Grunwaldzki_Wroclaw Foto emptywords wikipedia


Politischer Sturm um die Sanierung der Grunwaldbrücke

Die geplante Sanierung der Grunwaldbrücke in Breslau, die die erste so umfassende Maßnahme seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wäre, hat eine heftige politische Debatte ausgelöst. Anlass ist die Entscheidung, der Brücke ihr originales, vorkriegszeitliches Aussehen aus dem frühen 20. Jahrhundert zurückzugeben – samt historischer Elemente wie Kuppeln, dekorativen Reliefs, Laternen und der Inschrift „Kaiserbrücke“. Die PiS-Partei spricht traditionell von einer „Regermanisierung“ der Stadt.

Die Grunwaldbrücke Foto: Robert Niedźwiedzki

Das von der Stadt Breslau vorbereitete und vom Niederschlesischen Woiwodschaftskonservator für Denkmäler genehmigte Projekt sieht die Rekonstruktion im Krieg zerstörter Details vor. Für viele ist dies eine Form der Wiederherstellung authentischen Erbes. Für Politiker der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) hingegen handelt es sich um einen angeblichen Versuch, den städtischen Raum zu „regermanisieren“.

Intervention der PiS und Petition gegen die „Verdeutschung“

In einer parlamentarischen Anfrage an Kulturministerin Hanna Wróblewska kritisierten die Abgeordneten Elżbieta Witek und Paweł Hreniak das Projekt scharf und bezeichneten es als symbolischen Angriff auf die polnische Identität Breslaus. Ihrer Meinung nach spiegle das heutige Erscheinungsbild der Brücke – ohne deutsche Symbole – die Nachkriegsbemühungen um den Wiederaufbau sowie die Zugehörigkeit der Stadt zu Polen wider.

Abgeordneter Hreniak startete außerdem eine Online-Petition mit dem Titel „Gegen die Germanisierung Breslaus“, die innerhalb einer Woche von 1069 Personen unterzeichnet wurde. Zu den Unterzeichnern gehörten unter anderem der ehemalige Vorsitzende des niederschlesischen Regionalparlaments Andrzej Jaroch, der Abgeordnete Jacek Świat sowie der Stadtrat Łukasz Kasztelowicz. Letzterer machte insbesondere publik, dass das Projekt die Rekonstruktion kaiserlicher Details vorsieht – darunter das Wappen der Hohenzollern sowie die historische Bezeichnung der Brücke.

„Für die Stadtverwaltung ist die Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbilds der Brücke ein Ausdruck des Respekts gegenüber dem architektonischen Erbe – kein ideologischer Akt.“

Konservator: Keine Politik, sondern sachliche Rekonstruktion

Auf die politische Kritik reagierte der Niederschlesische Woiwodschaftskonservator für Denkmäler, Daniel Gibski, entschieden in der Radiosendung Reakcja24 auf Radio Wrocław. Er sagte:
– Ich muss diese Erzählung richtigstellen. Die Stadt schlug die Wiederherstellung von Details und Inschriften vor. Der Denkmalkonservator stimmte dem zu. Es handelt sich um die Rekonstruktion der ursprünglichen Struktur, der originalen Konstruktion der Brücke. Ich verstehe die Emotionen nicht, die plötzlich ausgebrochen sind, nur weil der Schriftzug „Kaiserbrücke“ erscheinen soll. Es war die „Kaiserbrücke“, ganz gleich, wie man den Kaiser bewertet. Wir dürfen uns dem nicht so nähern wie in der früheren Epoche. Uns allen ist bewusst, dass es nicht richtig war, krampfhaft zu beweisen, dass dies piastische Gebiete waren und danach nichts mehr geschehen ist.
Gibski betonte, dass keine Umbenennung der Brücke geplant sei – der Name „Grunwaldbrücke“ bleibe wie seit 1947 bestehen. Das Projekt entspreche den Grundsätzen der Denkmalpflege und wurde mit einem Entscheid vom 9. September 2024 genehmigt.

Stadt: Wir respektieren das historische Erbe

Die stellvertretende Bürgermeisterin von Breslau, Renata Granowska, erklärte:
– Der Planer hat mit der gebotenen Sorgfalt die Projektdokumentation für die Sanierung der Grunwaldbrücke gemäß den denkmalpflegerischen Vorgaben erstellt, alle historischen Elemente der Brücke berücksichtigt und die Zustimmung zu den vorgeschlagenen Lösungen erhalten.
Für die Stadtverwaltung ist die Wiederherstellung des ursprünglichen Erscheinungsbilds der Brücke ein Ausdruck des Respekts gegenüber dem architektonischen Erbe – kein ideologischer Akt.

Eine politisch ambivalente Geschichte

Es ist nicht das erste Mal, dass die PiS auf antideutsche Rhetorik im Zusammenhang mit der Geschichte Niederschlesiens zurückgreift. In der Vergangenheit protestierten Parteivertreter gegen die Wiederanbringung deutscher Schilder an Mietshäusern, gegen den Namen „Jahrhunderthalle“ oder gegen die Ehrung des deutschen Architekten Wilhelm Grapow – dem Architekten des Hauptbahnhofs von Breslau. Trotz seiner Verdienste wurde ihm keine Straße gewidmet – denn, wie es hieß, „er war Deutscher“.

Zur Geschichte der Grunwaldbrücke

Postkarte aus dem Jahr 1911

Die Grunwaldbrücke ist eine der markantesten Brücken Breslaus. Sie verbindet das Stadtzentrum mit dem östlichen Teil – darunter dem Grunwaldplatz und den Studentenwohnheimen. Die Brücke wurde nach einem Wettbewerb im Jahr 1904 entworfen. Das Siegerprojekt des Architekten Martin Mayer und des Ingenieurs Robert Weyrauch wurde zwischen 1907 und 1910 realisiert. Die feierliche Eröffnung fand am 10. Oktober 1910 statt.
Ursprünglich trug die Brücke den Namen Kaiserbrücke, in verschiedenen Zeiträumen auch Freiheitsbrücke (Freiheitsbrücke, dt.) und schließlich wieder Kaiserbrücke. Nach dem Krieg erhielt sie am 6. September 1947 ihren heutigen Namen – Grunwaldbrücke.
Während der Belagerung Breslaus im Jahr 1945 wurde die Brücke stark beschädigt – unter anderem durch die gezielte Absenkung der Pylone und die Zerstörung der Stahlkonstruktion. Trotzdem überstand sie die Kampfhandlungen und wurde bis 1946 weiterhin genutzt. Zwischen 1946 und 1947 wurde sie nach einem Entwurf der Ingenieure Dobrosław Czajka und Jerzy Rzepecki wiederaufgebaut – allerdings ohne Wiederherstellung aller historischen Elemente (z. B. der Kuppeln).
In den folgenden Jahrzehnten wurde die Brücke mehrfach modernisiert – unter anderem in den Jahren 1956, 1982, 1990 sowie 2003–2005. Heute gilt sie als technisches Denkmal des Brückenbaus und als Symbol des Wiederaufbaus der Stadt nach dem Krieg.

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