Durcheinander um den Anders-Park

wochenblatt.pl 2 godzin temu
Zdjęcie: Wegenetzes des Anders-Parks in Orteslburg lösten eine Affäre aus. Foto: privat


Bäume sind geduldig

Diese Affäre hätte nicht ausbrechen sollen. Aber sie ist ausgebrochen und zeigt, wie leicht manche Leute sich den Emotionen hingeben. Die deutsche Vergangenheit ist für sie weiterhin nicht zu akzeptieren. Aber Bäume sind geduldig …

Ortelsburg. Im März dieses Jahres lud der Bürgermeister von Ortelsburg, Stefan Ochman, Unternehmen zur Abgabe von Angeboten für die Revitalisierung des Anders-Parks ein. Das Projekt umfasst u.a. den Bau eines kleinen Amphitheaters, die Wiederherstellung des Brunnens, die Anlage von kleinen Alleen und Sinnespfaden mit wasserdurchlässigen Oberflächen sowie den Bau einer Rutsche anstelle des ehemaligen Bunkers. Außerdem soll in ihm endlich eine Gedenktafel für den Gründer des Parks, Richard Anders, stehen. Anders war ein Fabrikant aus der Vorkriegszeit und stiftete Anfang des 20. Jahrhunderts der Stadt das Gelände für den Park. Die Neugestaltung des Parks beinhaltet auch die Restaurierung des historischen Wegenetzes.

Deutschsprachige Bezeichnungen als Stein des Anstoßes?

Die vom Bürgermeister den Stadträten vorgelegten Unterlagen enthielten die historischen, also deutschsprachigen Bezeichnungen der Wege und Bauwerke im Park. Dies reichte der Stadträtin Teresa Moczydłowska von der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) im Stadtrat von Ortelsburg aus, um eine Affäre auszulösen. Mitte September, während eines Aufenthalts von Przemysław Czarnek, dem Vizevorsitzenden der PiS, der für seine antideutsche Haltung bekannt ist, in Ortelsburg, überreichte sie ihm die Landkarte, die die Stadträte erhalten hatten und auf der die historischen, also deutschen Namen der Wege verzeichnet waren.

Das war Wasser auf die Mühlen des Vizevorsitzenden. Er beschuldigte in den Medien den Bürgermeister von Ortelsburg antipolnischer Aktivitäten. In einem Fernsehauftritt sprach er über „den Bismarckplatz und -brunnen in Ortelsburg“. „Er ist der Mann, der für den Kulturkampf und die Germanisierung der Polen verantwortlich ist. Und heute sollen wir ihn mit einer Allee und einer Büste ehren?“ fragte er. „Wir müssen die Polen wieder polonisieren!“, donnerte er.

Angesichts der medialen Hetzkampagne in PiS-nahen Medien gab der Bürgermeister von Ortelsburg eine Stellungnahme ab. Er schrieb darin u.a., dass er seit Beginn seiner Amtszeit darauf aufmerksam gemacht worden sei, Maßnahmen zur Revitalisierung des Parks zu ergreifen. Die beauftragte Revitalisierung soll seinen repräsentativen Charakter bewahren und ihn an die heutigen historischen Bedingungen anpassen, wozu auch die Änderung der Namensgeber der historischen Denkmäler des Parks gehört.

Pläne zur Restaurierung des historischen Wegenetzes des Anders-Parks in Orteslburg lösten eine Affäre aus.

„Ich habe wiederholt erklärt“, schrieb der Bürgermeister in der Stellungnahme, „dass die auf der Karte angegebenen Namen Archiv-Charakter haben und je nach Sensibilität und unter Berücksichtigung der Vorschläge der Stadträte geändert werden.“

Eskalation stößt auf Unverständnis

In den Kommentaren in den sozialen Medien herrscht die Meinung vor, dass Stadträtin Moczydłowska die Angelegenheit unnötig eskaliert habe, um sich bei der Parteiführung einzuschmeicheln.

„Das war politisches Kalkül und basierte darüber hinaus auf einer Lüge“, meint Klaudiusz Woźniak, der Vorsitzende des Stadtrats von Ortelsburg.

Dies ist bereits der zweite Versuch, den Anders-Park in Ortelsburg zu sanieren. Der erste fand vor etwa 20 Jahren statt. Danach geriet Ortelsburg in die Schlagzeilen, als während der Renovierung des Bahnhofsgebäudes die Aufschrift „Ortelsburg“ auftauchte. Der Denkmalpfleger verweigerte jedoch die Übermalung, da das Gebäude unter Denkmalschutz steht. Derweil stehen z.B. in Soldau, Sensburg, Osterode, Drengfurth und Lauenburg Bismarck-Türme, und niemand scheint sich daran zu stören. Offenbar fällt es einigen Einwohnern von Ortelsburg noch immer schwer, sich mit der Geschichte abzufinden. Schließlich weiß jeder, dass die Vergangenheit nicht geändert, sondern nur umgelogen werden kann.

Der Gründer des Parks: Richard Anders

Richard Anders (1856–1934) war der Sohn des protestantischen Pfarrers Jan Friedrich und Berta, geb. Harder. Er besaß mehrere Sägewerke im südlichen Ostpreußen, darunter auch Betriebe in Königsberg. 1934 übernahmen seine Söhne Heinz und Georg die Betriebe. Nach 1945 gründete Georg ein Unternehmen in Hamburg. 1906 gründete Anders einen Park, der zur Visitenkarte von Ortelsburg wurde. Die Einwohner nannten ihn zu Ehren des Wohltäters Anders-Park. In ihm wuchsen u.a. exotische Bäume. Zahlreiche Wege durchzogen den gesamten Park, die von architektonisch interessanten Pavillons gesäumt waren. In der Mitte befand sich ein Teich, neben dem ein kleines Amphitheater stand. Jeden Sonntag spielte das städtische Orchester oder eine Militärkapelle für die Spaziergänger. Darüber hinaus beschäftigte der Gründer drei Gärtner auf eigene Kosten. Das mangelnde Interesse der Behörden nach 1945 führte dazu, dass der Park verfiel.

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