Urteil im Ballweg-Prozess: Freispruch oder Haft?

18 godzin temu
Seine Anhänger feiern Ballweg als Held. Marijan Murat/dpa

Nach vielen Monaten voller Drama und Pathos endet der Betrugsprozess gegen «Querdenken»-Initiator Michael Ballweg. Verteidigung und Staatsanwaltschaft warfen sich gegenseitig die Verbreitung von Märchen und Verschwörungstheorien vor.

Für seine Anwälte und viele im Publikum ist der 50-jährige IT-Unternehmer aus Stuttgart ein Held und Freiheitskämpfer. Für die Ankläger ist er ein gewöhnlicher Krimineller und Hochstapler.

Gründer der Corona-Protestbewegung

Michael Ballweg gründete im April 2020 die Corona-Protestbewegung «Querdenken 711», benannt nach der Stuttgarter Vorwahl 0711. Die Bewegung entwickelte sich rasch zu einer bundesweiten Plattform gegen Lockdown, Masken- und Impfpflicht.

Ballweg organisierte Demonstrationen mit Zehntausenden Teilnehmern. Impfgegner nahmen daran ebenso teil wie Esoteriker, Verschwörungsideologen und Rechtsextreme. Der Verfassungsschutz nahm die Szene unter anderem wegen verfassungsfeindlicher Ansichten in den Blick.

Vorwürfe der Staatsanwaltschaft

Die Staatsanwaltschaft wirft Ballweg versuchten Betrug und Steuerhinterziehung vor. Er soll durch öffentliche Aufrufe mehr als eine Million Euro von Tausenden Menschen für die Organisation eingeworben, die Spender aber über die Verwendung von Geldern getäuscht haben.

Die Ankläger werfen ihm vor, 575.929,84 Euro für private Zwecke verwendet zu haben. Dokumentiert sind belegbare Ausgaben für die «Querdenken»-Bewegung in Höhe von 843.111,68 Euro. Ballweg soll außerdem seine Steuererklärung nicht fristgerecht eingereicht haben - in der Zeit, in der er sich in Untersuchungshaft befand.

Drei Jahre Haft gefordert

Die Staatsanwaltschaft fordert eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und die Einziehung von mehr als einer halben Million Euro. Dabei soll es sich um Gelder handeln, die Ballweg für seine Bewegung eingeworben, aber für eigene Zwecke verwendet haben soll.

Die Ankläger werfen Ballweg Lügen und «gezielte Verschleierung» vor. Ursprünglich stand auch der Vorwurf der Geldwäsche gegen Ballweg im Raum, das Landgericht ließ den Anklagepunkt jedoch fallen.

Verteidigung plädiert auf Freispruch

Ballwegs Anwälte weisen alle Vorwürfe der Staatsanwaltschaft seit Beginn des Verfahrens scharf zurück. Sie plädieren deshalb auf Freispruch und Haftentschädigung für den 50-jährigen Unternehmer.

Der Angeklagte selbst betont, dass er in den Jahren 2020 und 2021 in Verbindung mit «Querdenken» 80.000 Euro Verlust gemacht habe. Bis zu einem rechtskräftigen Urteil gilt wie immer die Unschuldsvermutung.

Richterin signalisiert andere Einschätzung

Beobachter rechnen mit einem Freispruch, weil die Richterin seit Monaten durchblicken lässt, dass sie die Sache ganz anders einschätzt als die Staatsanwaltschaft. Bereits im Frühjahr hatte das Landgericht eine Einstellung des Verfahrens vorgeschlagen - wegen Geringfügigkeit.

Die Richter hatten argumentiert, dass man Ballweg schlicht keinen Vorsatz nachweisen könne. Die Staatsanwaltschaft lehnte allerdings überraschenderweise ab. Eine Verurteilung sei weiterhin wahrscheinlich, hatten die Ankläger damals angeführt.

Politischer Hintergrund prägt Verfahren

In die Aufarbeitung der Steuer- und Betrugsvorwürfen mischt sich natürlich der politische Hintergrund. Es geht in dem Verfahren immer wieder auch um die schwierigen Jahre der Corona-Pandemie und die Frage, wie weit der Staat in Krisenzeiten in Bürgerrechte eingreifen darf.

Ballweg sieht sich als politisch Verfolgter mit einer unbequemen Meinung, als Opfer der Justiz. Die Staatsanwaltschaft wirft seinen Verteidigern vor, Verschwörungstheorien zu verbreiten und Zweifel zu säen an der Legitimität des Verfahrens.

Anhänger begleiten jeden Verhandlungstag

Ballweg wird seit dem ersten Verhandlungstag von Anhängern seiner Bewegung begleitet und unterstützt. Sie demonstrierten bereits vor dem Gefängnis, als er in Untersuchungshaft saß. Für seine Fans ist Ballweg ein Märtyrer, Held und Freiheitskämpfer.

Immer wieder drücken sie im Gerichtssaal ihre Empörung aus - und werden von der Richterin scharf zur Ruhe gerufen. Ballweg selbst trägt in der Verhandlung gern weiße Shirts mit Slogans wie «Freiheit wird aus Mut gemacht», «Rebell» oder «Die Wahrheit ist eine Tochter der Zeit». Die Fronten in dem Verfahren sind nach 43 Verhandlungstagen verhärtet.

(dpa) Hinweis: Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz überarbeitet.

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