Delegierte der 56. VdG-Verbandsratssitzung haben heute (31.05.2025) zwei Resolutionen verabschiedet:
Erste: Vergessene Opfer der Nachkriegsverfolgungen – eine Resolution zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs.
Zweite: 35. Jahrestag der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit – eine Resolution zur Wiederaufnahme der Arbeit des Deutsch-Polnischen Runden Tisches.
Warum ist die Annahme dieser Resolutionen für die deutsche Minderheit in Polen so wichtig? Wir haben die Führungspersönlichkeiten der deutschen Minderheit befragt.
Ein starkes Signal
Michał Schlueter (stellvertretender Vorsitzender des VdG, Woiwodschaft Pommern):
„Die Resolution zur Erinnerung an die Opfer der Nachkriegsverfolgungen war sehr notwendig – insbesondere aus der Sicht eines Bewohners von Ermland und Masuren, da die vorherige Resolution des Sejm und Senats zur Erinnerung an die Oberschlesische Tragödie das Problem nicht vollständig abdeckte. Nach 1945 kam es in ganz Polen zu Verfolgungen und Morden an der deutschen oder als deutsch angesehenen Bevölkerung. Auch die kaschubische Bevölkerung wurde von diesen Repressionen und der schlechten Behandlung betroffen.

Foto: Stefani Koprek
Ich möchte betonen, dass mir diese Resolution besonders am Herzen liegt, da die erwähnte Tragödie auch meine Familie betroffen hat. Daher freue ich mich sehr, dass für die Annahme dieser Resolution gestimmt wurde. Es ist auch ein starkes Signal an die polnischen Behörden – eine Erinnerung daran, dass solche Ereignisse und Tragödien hier stattgefunden haben.
Was die Resolution zum Deutsch-Polnischen Runden Tisch betrifft – als Teilnehmer des letzten Treffens im Jahr 2019 muss ich sagen, dass solche Treffen äußerst notwendig sind. Leider bot das Treffen unter der Leitung von Szymon Szynkowski vel Sęk keinen Raum für Dialog oder Diskussion.
Dennoch bin ich überzeugt, dass dieses Format beibehalten werden sollte – aber der Teufel steckt im Detail: Wie kann es verbessert werden, damit jede Gemeinschaft – sowohl die Polen in Deutschland als auch die deutsche Minderheit in Polen – ihre Bedürfnisse und Erwartungen hinsichtlich der Erhaltung von Kultur, Sprache und Identität frei äußern kann?
Ich halte die in der Resolution enthaltenen Forderungen für absolut zutreffend. Alle sind für mich wichtig – sie betreffen die Jugend, die Minderheitensprache gemäß der Charta der Regional- oder Minderheitensprachen usw. Diese Themen sollten bestehen bleiben und erneut am neuen Deutsch-Polnischen Runden Tisch diskutiert werden – jedoch in einem neuen Format, das uns eine echte Möglichkeit zur Meinungsäußerung gibt, im Gegensatz zu dem, was 2019 der Fall war.“
Moralische Anerkennung des Leids
Damian Stefaniak (Vorstandsmitglied des VdG, Woiwodschaft Niederschlesien):
„Das 35-jährige Jubiläum der Unterzeichnung des Vertrags über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschland hat für mich eine tiefgreifende Bedeutung – sowohl als Bürger als auch als Vertreter der deutschen Minderheit in Polen.
Dieses Dokument war nicht nur ein Symbol der Versöhnung, sondern auch eine konkrete Verpflichtung beider Staaten, Beziehungen auf der Grundlage gegenseitigen Respekts und Unterstützung für nationale Minderheiten aufzubauen. Für unsere Gemeinschaft bedeutete der Vertrag Hoffnung auf dauerhaften Schutz der kulturellen Identität, Entwicklung der Muttersprache sowie Zugang zu Bildung und Medien in deutscher Sprache.
Er erinnert auch an die Notwendigkeit eines partnerschaftlichen Dialogs – wie wir ihn im Rahmen des Deutsch-Polnischen Runden Tisches geführt haben. Das bevorstehende Jubiläum ist nicht nur eine Gelegenheit zum Feiern, sondern auch eine Zeit für mutige Entscheidungen.

Foto: Stefani Koprek
Heute – in der neuen politischen Realität – brauchen wir konkrete Maßnahmen: die Rückkehr zu Gesprächen, systemische Lösungen, Investitionen in Bildung und Kultur sowie die Verbesserung der Situation des Deutschunterrichts als Minderheitensprache. All dies sollte aus dem Geist dieses Vertrags hervorgehen.
Die Unterzeichnung der Resolution auf dem St. Annaberg ist nicht nur ein Symbol – es ist ein Appell zur Fortsetzung des Dialogs, der einst Hoffnung gab und heute konkrete Ergebnisse für die Zukunft unserer Gemeinschaft bringen muss. Der Vertrag von vor 35 Jahren bleibt aktuell – jetzt liegt es an unseren Regierungen, ob seine Bestimmungen tatsächlich umgesetzt werden.
Für mich ist dies nicht nur ein historisches Jubiläum, sondern auch ein Aufruf zum Handeln – um die Zukunft unserer Gemeinschaft in Polen zu sichern.
Die anlässlich des 80. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs verabschiedete Resolution erinnert an ein oft übersehenes Kapitel der Geschichte – die Nachkriegsrepressionen gegen die deutsche Zivilbevölkerung in den heutigen Gebieten Polens. Deportationen, erzwungene Assimilation, Verbot der Verwendung der deutschen Sprache oder Namensänderungen – dies sind Elemente eines systematischen Versuchs, die Identität dieser Menschen auszulöschen.
Obwohl sie nicht die Verursacher des Krieges waren, wurden sie wie Schuldige behandelt. Unser Ziel ist es nicht, die Geschichte zu relativieren, sondern die moralische Anerkennung des Leids zu fordern, das über Jahrzehnte hinweg verschwiegen wurde. Wir appellieren an die Erforschung dieser Zeit sowie an symbolische Wiedergutmachung – auch um das gemeinsame europäische Gedächtnis vollständig und gerecht zu gestalten.
In diesem Kontext bleiben die Worte ‚Wir vergeben und bitten um Vergebung‘ aktuell und zutiefst notwendig.“