Gedenkort für Polen 1939–1945

wochenblatt.pl 7 godzin temu
Zdjęcie: Die Enthüllung versammelte zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Foto: Andrea Polanski


Endlich da, doch nur provisorisch

Mitten im politischen Herzen Berlins wurde am Montagvormittag, dem 16. Juni, ein symbolträchtiger Ort der Erinnerung enthüllt: der provisorische Gedenkort für Polen 1939–1945, gelegen direkt gegenüber dem Bundestag an der historischen Stelle der Krolloper, in der Hitler den Überfall auf Polen bekannt gab.

Der Gedenkort soll nicht nur ein Symbol für Verantwortung sein – sondern ein Anfang für mehr Wissen, mehr Begegnung und ein neues Kapitel in der gemeinsamen Erinnerungskultur Deutschlands und Polens.

Eine Idee mit langer Geschichte

Die Idee, im Zentrum Berlins einen Gedenkort zu schaffen, ist in den letzten zehn bis zwanzig Jahren gereift – ausgelöst 2013 durch einen Appell von Władysław Bartoszewski, dem polnischen Widerstandskämpfer und früheren Außenminister. Erst durch einen öffentlichen Aufruf von 200 Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft kam Bewegung in die Diskussion. In dem Appell forderten sie den Bundestag auf, ein „Denkmal für die polnischen Opfer der deutschen Besatzung 1939–1945“ zu errichten. Zu den Initiatoren gehörten die früheren Bundestagspräsidenten Rita Süssmuth und Wolfgang Thierse, Andreas Nachama von der Gedenkstätte „Topografie des Terrors“, Dieter Bingen vom Deutschen Polen-Institut sowie Florian Mausbach, ehemaliger Präsident des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung.

Die Enthüllung versammelte zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft.
Foto: Andrea Polanski

Zivilgesellschaftlicher Impuls mit politischer Unterstützung

2020 folgte ein Bundestagsbeschluss zur Errichtung eines Gedenk- und Bildungsortes. Der jetzt eröffnete Gedenkort ist eine zivilgesellschaftliche Initiative, getragen vom Deutschen Polen-Institut und unterstützt vom Berliner Senat. Er ist ein vorläufiges Zeichen, ein Platzhalter, bis in den kommenden Jahren ein finaler Erinnerungsort entsteht.

Das große Ziel: ein Deutsch-Polnisches Haus

Das langfristige Ziel ist ambitioniert: ein Deutsch-Polnisches Haus mit drei Säulen:
„Gedenken, Verstehen, Begegnen.“ Es soll ein Denkmal entstehen, ein Zeichen der Entschuldigung und des Schuldeingeständnisses. Zugleich wird es eine Ausstellung zur deutsch-polnischen Geschichte geben – mit Fokus auf den Zweiten Weltkrieg – und Räume für Austausch, etwa für Jugendbegegnungen.
„Ein lebendiger Ort der Begegnung und des Lernens“, erklärt Peter Oliver Loew, Direktor des Deutschen Polen-Instituts.

Brücken zwischen Gemeinschaften

Ein wichtiges Anliegen ist dabei auch die Einbindung der polnischen Community in Deutschland und der deutschen Minderheit in Polen.
„Minderheiten sind besonders berufen, Brücken zu schlagen“, so Loew.
„Ich rufe alle auf, sich in dieses Projekt einzubringen, Ideen zu liefern und die Vision eines vereinigenden Ortes weiterzutragen.“

Warum dieser Gedenkort so wichtig ist

Der neu entstandene Gedenkort ist historisch notwendig.
„Die Geschichte beginnt im Zweiten Weltkrieg mit dem deutschen Überfall auf Polen und der deutschen Besatzung. Es hat in den Jahrzehnten daran gemangelt, daran zu erinnern, was für ein Leid der Krieg für die polnische Bevölkerung dargestellt hat“, stellt Loew fest.

Der Gedenkort für Polen 1939–1945 befindet sich direkt neben dem Kanzleramt und gegenüber dem Bundestag.
Foto: Andrea Polanski

Ein schlichter Ort mit großer Symbolkraft

Am 16. Juni wurde der Gedenkort – ein schlichter Findling unter einem Wildapfelbaum mit einer bronzenen Erklärtafel – enthüllt. Bei der Veranstaltung waren zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft anwesend. Neben der polnischen Kulturministerin Hanna Wróblewska und Kulturstaatsminister Wolfram Weimer nahmen auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner und die Initiatoren des Projekts teil. Wróblewska sprach von einem „guten Zeichen“ in den deutsch-polnischen Beziehungen und deutete in ihrer Rede auf das Datum hin. Obwohl zufällig gewählt, war es der Vortag der Unterzeichnung des Vertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit.

„Die Geschichte beginnt im Zweiten Weltkrieg mit dem deutschen Überfall auf Polen und der deutschen Besatzung. Es hat in den Jahrzehnten daran gemangelt, daran zu erinnern, was für ein Leid der Krieg für die polnische Bevölkerung dargestellt hat.“
Peter Oliver Loew, Direktor des Deutschen Polen-Instituts

Kritik aus Polen – und die Antwort darauf

Trotz der gehobenen Veranstaltung trifft die Initiative auf Kritik, vor allem aus Polen – „es sei doch nur ein Stein“, heißt es. Peter Oliver Loew begegnet der Kritik mit Verständnis, aber auch mit klarer Perspektive:

„Alle Vertreter der deutschen Regierung haben betont, dass es einen finalen Gedenkort geben wird. Dazu braucht es jetzt politischen Mut, Initiative – und Geld.“

Er macht auch deutlich:

„Wenn das nicht bald entsteht, hätten wir ein echtes Problem in den deutsch-polnischen Beziehungen. Deutschland muss sich seiner Verantwortung stellen.“

Erinnern, Lernen, Verständigen – und wie es weitergeht

Wie es weitergeht, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass der Ort in Zukunft nicht nur an schwierige Kapitel der Geschichte erinnern, sondern auch Raum für Dialog und Verständigung bieten soll.

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