Der Sejm und der Senat haben Wilmesauerisch als Regionalsprache anerkannt

wochenblatt.pl 2 godzin temu
Zdjęcie: Sejm und der Senat der Republik Polen haben ein Gesetz verabschiedet, das Wilmesauerisch in die Liste der Regionalsprachen aufnimmt. Foto: MWK


Ein historischer Moment für Wilmesau

Der Sejm und der Senat der Republik Polen haben ein Gesetz verabschiedet, das Wilmesauerisch in die Liste der Regionalsprachen aufnimmt. Diese Entscheidung ist von enormer Bedeutung – nicht nur für die wenigen Dutzend Sprecher dieser Sprache, sondern auch für das polnische Kulturerbe. Nun wartet das Gesetz noch auf die Unterschrift des Präsidenten. Wenn Karol Nawrocki es billigt, wird Wilmesauerisch neben Kaschubisch die zweite Regionalsprache in Polen sein.

Die Abgeordnete Wanda Nowicka, Vorsitzender der Kommission für nationale und ethnische Minderheiten, zeigte sich nach der Abstimmung begeistert:

„Großartige Nachricht! Beide Kammern des Parlaments – Sejm und Senat – haben das Gesetz zur Anerkennung von Wilmesauerisch als Regionalsprache verabschiedet. Das ist ein riesiger Erfolg und die Hoffnung, dass die Einwohnerinnen und Einwohner von Wilmesau endlich die Anerkennung ihrer Sprache durch den polnischen Staat erleben. Es fehlt nur noch die Unterschrift des Präsidenten.“

Wer sind die Wilmesauer?

Wilmesau, auf Wilmesauerisch Wymysou, ist eine kleine Stadt im Landkreis Bieliz-Biala. Die Wilmesauer Gemeinschaft stammt von Siedlern ab, die Mitte des 13. Jahrhunderts auf Einladung der Piastenfürsten hierher kamen. Sie sollten das Gebiet nach den Verwüstungen durch den Tatareneinfall wiederaufbauen.

Die Sprache, die sie mitbrachten, überdauerte Jahrhunderte in Isolation von anderen germanischen Gemeinschaften. Ihre Struktur zeigt Einflüsse nicht nur aus dem Deutschen und Niederländischen, sondern auch aus dem Englischen und Jiddischen. Der enge Handel der Wilmesauer mit Westeuropa bereicherte die Sprache zusätzlich. Sie entwickelte sich im Umfeld slawischer Sprachen, die sie ebenfalls prägten.

Das Verb “lieben” konjugiert auf Wilmesauerisch.

Bis ins 20. Jahrhundert war Wilmesauerisch sowohl Alltagssprache als auch Literatursprache – es entstanden Gedichte, Lieder und sogar Theaterstücke. Dies änderte sich erst mit dem Zweiten Weltkrieg und den tragischen Nachkriegsereignissen.

Ein Verbot, das nie aufgehoben wurde

Nach 1945 wurden die Wilmesauer schlicht als Deutsche eingestuft. Wer ihre Sprache sprach, wurde verfolgt, in Lager geschickt oder enteignet. Es wurde verboten, Wilmesauerisch zu sprechen und die traditionellen Trachten zu tragen.

Diese Tragödie betont Dr. Tymoteusz Król vom Institut für Slawistik der Polnischen Akademie der Wissenschaften, Sprachwissenschaftler und Mitglied des Vereins „Wilamowianie“, der seit Jahren die Sprachrevitalisierung anführt:

„Das 1945 verhängte Verbot, Wilmesauerisch zu verwenden, wurde nie offiziell aufgehoben. Menschen wurden dafür verfolgt, einige verloren ihr Leben. Die Anerkennung als Regionalsprache wäre eine symbolische Wiedergutmachung. Sie wäre ein klares Signal, dass der polnische Staat uns als Teil seines Erbes anerkennt.“

Dr. Tymoteusz Król
Foto: MKW

Król fügt hinzu, dass die Anerkennung durch beide Kammern des Parlaments ein Durchbruch sei:

„Bisher sind unsere Bemühungen auf der Ebene der Ausschüsse steckengeblieben. Jetzt haben wir die Entscheidung des Sejm und des Senats. Das ist ein riesiger Schritt nach vorn. Für uns ist es vor allem ein Zeichen, dass der polnische Staat sich von den Ungerechtigkeiten distanziert, die die Wilmesauer nach dem Krieg erfahren haben.“

Die Wiedergeburt der Sprache

Trotz Verboten und Marginalisierung ist die Sprache nicht vollständig verschwunden. Seit den 1990er Jahren ist der Verein „Wilamowianie“ aktiv, der die ältere Generation sammelt und die jüngere unterrichtet. In Wilmesau finden Workshops statt, Lehrbücher wurden erstellt und auch Theaterstücke aufgeführt – darunter die bekannte Tolkien-Adaption „Hobbit. Hejn an cyryk“, die vollständig auf Wilmesauerisch gespielt wurde.

Tymoteusz Król: „Wir haben Wilmesauerisch gesprochen, wir sprechen es und wir werden es sprechen, denn diese Sprache ist seit fast 800 Jahren bei uns. Aber die Anerkennung durch den Staat würde uns Kraft geben – es geht nicht nur um zweisprachige Ortsschilder oder Fördermittel. Es geht vor allem um die symbolische Rehabilitierung derer, die gelitten haben. Und um die Hoffnung, dass die Sprache sich über die nächsten Generationen hinweg weiterentwickeln wird.“

Heute verwenden einige Dutzend junge Menschen die Sprache im Alltag, auch im Internet. Król betont:

„Wilmesauerisch ist eine lebendige Sprache – die Jugend benutzt sie auf Messenger und WhatsApp, es entstehen Abkürzungen, wir haben eine eigene Computertastatur. Aber damit die Sprache überlebt, ist institutionelle Unterstützung notwendig. Das verlangt die Zukunft.“

Die Stimme der Experten

Auch der Sprachwissenschaftler und Vorsitzende des Vereins Perspektiva Kaszëbskô, Andrzej Jabłoński von der Universität Warschau, kommentiert die Entscheidung des Parlaments:

„Das ist nicht nur eine symbolische Geste. Die Anerkennung von Wilmesauerisch als Regionalsprache eröffnet den Zugang zu Fördermitteln für Bildung und Kultur. Es ist eine kleine Stadt mit nur einer Schule, aber das Prestige und die Unterstützung des Staates sind hier entscheidend. Argumente, dass dies eine Bedrohung für die Einheit des Staates oder den Haushalt sei, sind schlicht lächerlich. Im Gegenteil – es ist ein Beweis für die Multikulturalität der Republik.“

Sejm und der Senat der Republik Polen haben ein Gesetz verabschiedet, das Wilmesauerisch in die Liste der Regionalsprachen aufnimmt.
Foto: Kamil Czaiński

Jabłoński fügt hinzu, dass das Beispiel von Wilmesau auch andere inspirieren könne:

„Diese Gemeinschaft hat der ganzen Welt gezeigt, wie man eine Sprache revitalisieren kann. Die Unterstützung solcher Initiativen stärkt Polen.“

Wie geht es weiter?

Nun liegt das Schicksal des Gesetzes in den Händen des Präsidenten. Für die Wilmesauer hat jeder Tag des Wartens historische Bedeutung.

Sejm und der Senat der Republik Polen haben ein Gesetz verabschiedet, das Wilmesauerisch in die Liste der Regionalsprachen aufnimmt.
Foto: Wikipedia

Tymoteusz Król sagt:

„Wir haben Wilmesauerisch gesprochen, wir sprechen es und wir werden es sprechen, denn diese Sprache ist seit fast 800 Jahren bei uns. Aber die Anerkennung durch den Staat würde uns Kraft geben – es geht nicht nur um zweisprachige Ortsschilder oder Fördermittel. Es geht vor allem um die symbolische Rehabilitierung derer, die gelitten haben. Und um die Hoffnung, dass die Sprache sich über die nächsten Generationen hinweg weiterentwickeln wird.“

Kleine Sprache – große Bedeutung

Wenn der Präsident das Gesetz unterzeichnet, wird Wilmesauerisch die kleinste Regionalsprache Europas sein. Die Geschichte der Wilmesauer zeigt, wie zerbrechlich lokale Identität sein kann, aber auch, welche enorme Kraft die Entschlossenheit einer kleinen Gemeinschaft hat.

Die Entscheidung des Parlaments ist nicht nur ein Rechtsakt – sie ist die Wiederherstellung der Gerechtigkeit und die Verleihung einer Stimme an die kleinste Regionalsprache Europas.

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